DIE GRÜNDERIN – ANNEMARIE DOSE
Annemarie Dose wurde am 29. August in Sörnewiz geboren. Aufgewachsen ist sie in einem Dorf bei Meißen (Sachsen). Als Kind wurde sie schon früh von ihren Großeltern erzogen, Mitgefühl für andere zu entwickeln. „Oma sagte, wenn ein Obdachloser um Essen bittet, muss er dafür Holz hacken, denn auch Obdachlose haben ein Ehrgefühl – und wenn sie für ihr Essen arbeiten, bewahren sie ihre Würde!“ Die Würde des Empfängers war eines der Leitmotive, unter die sie ihre Arbeit stellte.
Seit 1952 lebte „Ami“ in Hamburg und war zunächst Hausfrau und Mutter. Als 1993 ihr Mann Herbert starb, verfiel sie in eine Trauerphase. „Mit Bridge, Golfen und Kaffeekränzchen konnte ich nichts anfangen!“ Also nahm sie einen Korb und holte nicht verkauftes Brot vom Bäcker, um es an Bedürftige zu verteilen.
Ihre Kinder hatten zunächst Angst, die Mutter würde sich durch ihr Verhalten blamieren, auch die Bäcker bangten um ihre Kunden. Doch schnell wurde aus dem Brotkorb eine große Organisation mit vielen ehrenamtlichen Helfern und noch mehr dankbaren Menschen.
Dies war der Zeitpunkt, als Annemarie Dose im November 1994 die Hamburger Tafel gründete. Sie benötigte einfach das Gefühl, gebraucht zu werden: „Ich wollte mich selbst retten!“ So hat sie ihrem Leben mit der Tafel wieder einen Sinn gegeben. 2002 wurde die Annemarie-Dose-Stiftung für die Hamburger Tafel gegründet, sie dient seitdem als finan- zielle Absicherung für die Hamburger Tafel.
Gar nicht gern liess sich Ami Dose als Chefin betiteln, denn die Hamburger Tafel hatte damals ausschließlich ehrenamtliche Helfer, die aus allen Sozialgruppen stammen. „Man muss nicht, sondern man darf arbeiten!“ Am 7. November 2012 fand Amis Abschiedsparty im Maritimen Museum mit 400 Gästen statt. Hier übergab sie nach 18 Jahren den Vorsitz an Achim Müller. Natürlich blieb sie bis zu Ihrem Tod weiterhin Ehrenvorsitzende der Hamburger Tafel.